Madre de Dios (1) – Regnet es?

06.12.2010

Nicht ganz so ausgeschlafen wie nach unserer ersten Nachtbusfahrt kamen wir wie geplant 6 Uhr morgens in Puerto Maldonado an. Ein Motokar, eines dieser Kreuzungen …

aus Moped und Pappkarton mit drei Rädern, fuhr uns zum Treffpunkt in einer Lodge, die am dritten Tag der Dschungeltour unser Domizil sein sollte. Wir wurden stürmisch von vielen verschiedenen Affen begrüßt, die unsere volle Aufmerksamkeit erforderten. Dabei wollten wir eigentlich ein letztes mal den Luxus von Waschbecken und fließend Wasser auskosten bevor es in den tiefen Dschungel geht. Nicht so tragisch, denn die Sanitäranlagen waren hier alles andere als luxuriös…

Unser Tourguide Felix rettete uns pünktlich 7 Uhr vor weiteren Affenattacken. Wieder im Motokar ging es zur Anlegestelle des Boots, wo wir gleich den Bootsführer und damit vierten Mann unserer Runde begrüßen konnten: Pancho. Er sollte uns noch mehr Freude bereiten, als wir an dieser Stelle dachten.

Es ging los. Den Madre de Dios fuhren wir ein Stück flussabwärts, bogen recht bald in einen immer noch riesigen Seitenarm und fuhren nur noch flussaufwärts. Und fuhren. Felix erklärte uns, dass wir heute fast den ganzen Tag im Boot verbringen werden und so beobachteten wir die ersten Vögel, Schildkröten, Schmetterlinge und Motten (sogar schöner als so mancher Schmetterling) im lautem Vorbeiknattern. In ihm hatten wir einen guten Vogelkenner an Board, der sogar Klappkarten und Bücher für Wissensdurstige dabei hatte. Fantastisch!

Unser kleines Highlight: an einer Stelle trafen wir auf viele Geier verschiedener Arten, die sich so voll gefressen hatten, dass sie zum Fliehen zu faul waren und ein herrliches Bild boten.

Nach dem Mittagessen (es gab Reis mit Hühnchen und Ei gegart in einem Blatt) auf einer Sandbank bogen wir in den dritten und letzten Fluss ein und zogen an zahlreichen illegalen Goldwäschern, Holzfällern und Nusssammlern vorbei.

Unser Nachtquartier war ebenfalls eine Sandbank: zwei Zelte und ein Stock um das Boot anzubinden, das war’s. Während Felix mit uns noch am Abend den ersten Streifzug durch den Wald wagte, wobei er uns einige Pflanzen und ihre heilende Wirkung erklärte, baute Pancho die Zelte auf und bereitete den Campinggasherd und alles nötige für das Abendessen vor.

Anschließend begaben wir uns wieder ins Boot und tuckerten langsam die Ufer entlang. Kaimane standen jetzt auf unserem Programm. Sie verrieten sich durch ihre orange reflektierenden Augen. Als echter Kerl fing uns Felix natürlich gleich zwei dieser Exemplare, zeigte sie herum und setzte sie zurück. Vom Boot aus konnten wir noch weitere Arten sichten, nur die erhofften Nagetiere wollten sich diese Nacht nicht zeigen.

Nun saßen wir hier. Vier Menschen mitten im Dschungel des Amazonasbecken auf einer Sandbank. Die Insekten wirbelten um uns, das kleine Lagerfeuer flackerte, tausende Motten belagerten die Taschen und Zelte. Über uns der Sternenhimmel, verschiedene Gerüche nach Holz, Feuchte, Schweiß, Fluss und Insektenspray lagen in der Luft, kommentiert von hunderten Grillen. Wir waren angekommen.

Die Nacht war für Martin wenig erholsam, da unser Zelt kaputte Reißverschlüsse besaß. So wurden wir von geschätzt 50 Motten begleitet, die durch ihr Fliegen gegen die Zeltwand die ganze Nacht für Regengeräusche sorgten. Zudem ist die Hitze auch nachts nicht zu verachten.

das mit dem blauen Dach

vollgefressen und faul

unser neues zu Hause

Comments are closed.