Madre de Dios (2) – Dschungel pur

07.12.2010

Wir quälten uns gegen sechs Uhr aus dem Zelt (viel länger hätte man es in dem nun zunehmend temperierten Treibhaus auch nicht ausgehalten), um rechtzeitig zu einem gut versteckten …

Aussichtspunkt im Dschungel zu gelangen. Von dort hat man einen guten Blick auf eine Art Steilklippe aus Lehm mitten im Wald, wo sich in gewisser zeitlicher Abfolge verschiedene Papageienarten versammeln, um die Mineralien des Lehms aufzunehmen. Zuerst die grünen kleineren Vögel (überwiegend Mülleramazonen (http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%BClleramazone) und Gelbscheitelamazonen (http://de.wikipedia.org/wiki/Gelbscheitelamazone) ). Dabei fingen schon die ersten Aras an sich zu sammeln und ihre kleineren Rivalen zu stören- eigentlich zu früh, denn wir wollten vor den Aras zurück zu unserem Lager gehen, um dort Pancakes (ja, schon wieder Pfannkuchen) zu frühstücken, aber jetzt waren sie schon da… Glückliche Umstände trieben uns trotzdem zum Aufbruch (eigentlich war es nur der Hunger). Auf dem Weg erspähte Felix plötzlich etwas und blieb stehen: wir standen tatsächlich einer Gruppe Brüllaffen (wahrscheinlich Bolivianische Brüllaffen) gegenüber! In den Bäumen saßen sie, ihre Augen auf uns gerichtet – unser Objektiv auf sie gerichtet. Wunderbar. Kurz darauf kreuzte sogar noch ein Tayra ganz flüchtig unseren Weg.

Tagsüber herrschen im Dschungel andere Verhältnisse als nachts. Anstatt Grillengezirpe dominiert Vogelgesang (manchmal auch Geschrei) das Klangbild, begleitet von interessanten Insektenlauten. Nicht zu vergessen ist das Summen von Mosquitos und anderem blutrünstgen Getier, welchem man sich auch nicht mit einem Bad in Insektenschutzmitteln entziehen kann (Gelis Beine sind übersät von Stichen).

Geruchlich gab es auch etwas neues: unsere Verwandtschaft in den Bäumen hatte wohl seit längerem keine Regenzeit mitgemacht…

Die Pancakes wurden aus Zeitnot durch Brot und Käse ersetzt und es ging zurück zum Versteck. Mittlerweile belief sich die Zahl der Vögel (genauer: Grünflügelara) auf weit über 40, die meisten davon hingen mit den Krallen an der Steilwand und knabberten die Erde, ein ganz schön ungewöhlicher Anblick.

Die restliche Zeit bis zum Mittagessen nutzten wir für ein erstes Bad im Fluss. Die Temperaturen außerhalb des Dschungels (z.B. auf unserer Sandbank) stiegen auf durchaus belastende Höhe, in der um die 28°C warmen vorbeifließenden braunen Brühe war es ein wenig angenehmer.

Mehr und mehr lernten wir aus der Vergangenheit von Pancho kennen. Dieser rundliche Enddreißiger, der jederzeit sorgenlos vor sich hingrinst, beim Bootsführen manchmal wegnickt und für jeden Scherz zu haben ist wuchs in einem Dschungeldorf auf. Er kennt die Tiere, kann ihre Laute imitieren, kennt die Pflanzen und weiß um ihre Wirkung. Das erklärt auch, warum er das trübbraune Flusswasser bedenkenlos trinkt, von stechenden Insekten unbeeindruckt ist und barfuss durch den Wald springt…

Unser nächster Programmpunkt war für 15 Uhr angesetzt. Es ging wieder in den Wald, allerdings jetzt für eine etwas längere Wanderung. Unser Ziel waren Säugetiere, die leider keinen so gut funktionierenden Zeitplan besitzen wie ihre gefiederten Kollegen. Wir lernten noch mehr Heilpflanzen kennen und ließen uns schon wieder von verschiedenen Sechsbeinern durchlöchern. Die erhofften Schweine blieben leider aus und so liefen wir zu einem nahe gelegenen Ufer, wo auch schon das Boot auf uns wartete. Wir brauchten neues Quellwasser zum Kochen. Schon auf dem Hinweg holten wir dieses von einer Stelle ein Stück flussabwärts. Das Trinkwasser ist zum Glück aus einer gekauften 15l-Flasche, aber Kaffee, Tee, Reis und Nudeln werden mit Quellwasser zubereitet.

Nach einer Portion Spaghetti und einigen spirituellen Mythen rund um den Dschungel begann die zweite, jedoch erfolglose Jagd nach Kaimanen. Das Lagerfeuer glimmte vor sich hin und wir gingen zufrieden schlafen (Pancho hatte unser Zelt gegen ein funktionsfähiges ausgetauscht).

wir erkunden den Dschungel

schön, oder?

Aras beim Frühstück

nicht giftig

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