27.12.2010
Obwohl es draußen schon sehr kalt war, lief die Klimaanlage in diesem Bus auf Hochtouren, trotzdem konnte wenigstens Martin halbwegs gut schlafen. Als es morgens wieder hell wurde, sah man die deutliche Veränderung der Umwelt aus dem fahrenden Bus heraus. Irgendwie war alles recht kahl, die Menschen anders gekleidet und als wir gegen halb 8 in der Grenzstadt Argentiniens zu Bolivien ankamen, bemerkte man auch, dass es noch kälter war. Ja, die Anden hatten uns wieder.
Da wir einen recht knappen Terminplan hatten, nahmen wir uns für 6 Soles ein Taxi um zur Grenze zu kommen – immerhin wurden wir 07:30 an der bolivianischen Grenze erwartet (nicht wundern… der Bus hatte entgegen allen Erwartungen Verspätung). An der Grenze angekommen, mussten wir wieder ausreisen. Das dauerte 15 Minuten. Nun standen wir auf der Brücke zwischen Argentinien und Bolivien und mussten nach Bolivien einreisen. Unter europäischen Bedingungen könnte man „normalerweise dauert das 15 Minuten“ sagen. Hier in Südamerika muss man da noch ein Wörtchen dazu sagen: „normalerweise dauert das mindestens 15 Minuten“. Wir standen also auf der Brücke und die Schlange bewegte sich irgendwann nicht mehr weiter. Sie wurde einfach nur noch länger. Immer länger. Nach einer halben Stunde war die Brücke nicht mehr lang genug und die einreisewillige Menschenkette schlängelte sich in S-Form auf der Brücke. Wir konnte ein paar Einheimische beobachten, welche hier größtenteils traditionell gekleidet sind. Aber hauptsächlich haben wir uns mit anderen Gleichgesinnten unterhalten. Dabei kam dann auch heraus, warum es grad nicht weitergeht: der Grenzstation sind die Einreisepapiere ausgegangen!!! Es dauerte ca. eine weitere Stunde bis wieder Papiere vorhanden waren und wir uns vorkämpfen konnten. In der Grenzstation geht es ja eigentlich nur darum sich bei der Einreise einen Stempel und einen Zettel abzuholen oder bei der Ausreise einen Stempel zu bekommen wenn man den Zettel abgibt. Das stellt man sich eigentlich recht einfach vor, wenn man zwei Schalter in dem Raum hat. Jedoch kann man es auch schwierig machen indem man nur eine Tür benutzen kann um in und aus dem Raum zu kommen. Damit behindern sich die beiden Schlangen (Ein- und Ausreise) massivst. Aber gut, wir werden in Europa einfach zu oft verwöhnt und meckern auch nur weil es überorganisiert ist…
Auf der Brücke hatte uns jedoch schon unsere Kontaktperson gefunden und so konnten wir nach dem erfolgreichen Erhalt des bolivianischen Stempels direkt mit dem Taxi zur Travel Agency fahren. Hier wurden wir gleich in ein anderes Auto verfrachtet um zu der Stadt gebracht zu werden, in welcher unsere BolivienTour beginnen sollten. Spontan gab es noch zwei weitere Mitfahrer (gegen Bares) – vergleichbar mit einer Mitfahrgelegenheit – welche unterwegs abgesetzt wurden.
Ja, wir schafften es doch noch. Wir kamen in Tupiza an und zwar zu einer Zeit, die es unserer Gruppe ermöglichen sollte noch heute zu starten. Da wir unser Zielort in den Anden noch im Hellen erreichen mussten, durften wir auch nicht zu spät los. Also Geli noch schnell einen Coca Tee gegen die Kälte eingeflößt, Toilette besucht, mit den anderen drei Mitfahrern (ein Holländer und zwei Deutsche), dem Fahrer und der Köchin bekannt gemacht und das Gepäck auf den Toyota Landcruiser packen. Dann ging es los. Stop, doch noch nicht. Im Ort mussten wir noch einen Zwischenstop machen: aus Sicherheitsgründen wurden unsere Personalien aufgenommen – nicht dass wir irgendwo „verloren gehen“ und niemand weiß, bei wem wir mitgefahren sind.
Jetzt aber! Ja, das Abenteuer begann. Anfangs noch über Schotterpisten, später dann mehr oder weniger über Geröll ging es über das Andenplateau. Die erste Pause gab es in einem Tal mit einer Quelle. Auch ein kleines Mittagessen wurde uns hier serviert. Wir genossen unser Mahl in einer traumhaften Landschaft auf einer Wiese, umgeben von einigen Eseln, die um zwei Fußballtore herum grasten.
Aufgrund der Verspätung konnten wir dies leider nicht sehr lange genießen und mussten weiter. Wieder über Stock und Stein aber dafür in einer einmaligen Landschaft. Immer wieder sah man verlassene Minen und Tiere. Diese Viscachas sind schon witzig: eine Art Kreuzung aus Chinchilla und Kaninchen.
Nächster Stop war in der Hauptstadt der Provinz San Pablo de Lipez. Viel mehr als ein fast eingetrockneter Flusslauf, eine Brücke, eine Kirche und einige Steinhäuser waren hier nicht zu finden. Dafür spürte man die Einsamkeit in dieser scheinbar verlasssenen Stadt umso mehr.
Abends vorm Sonnenuntergang kamen wir in einer kleinen Siedlung an, in welcher für uns 1,5 Zimmer vorgesehen waren (mit 5 Betten). Hier gab es wieder ein sehr leckeres Essen (Gemüsesuppe direkt zubereitet). Mit Einbruch der Dunkelheit schafften wir es noch auf einen Berg zu klettern um Fotos von der untergehenden Sonne zu machen. Dabei entdeckten wir auch einen kleinen Stall für Schafe. Dieser bestand nur aus ein paar Steine, die zur abfallenden Seite des Berges aufgestapelt wurden. Der schwarze Bereich um diese Absperrung herum stellte sich als Köttel heraus, die nach und nach den Hang bedeckten.