18.02.2010
So denn, es lief irgendwie alles besser als gedacht. Ich war doch tatsächlich zu früh am Bus-Terminal in Yogyakarta! Aber das hat auch seine Gründe. Gegen 3 Uhr morgens bat mich der zweite Busfahrer mit nach vorn zum Fahrer, damit ich schon (ehm, ich sitze hier in Yogyakarta bei McDonalds – der einzige Laden wo kurz vor 6 sitzen und was essen kann – und mich lächelt grad vom Fußboden her eine Kakerlake an) greifbar bin wenn ich dann am Terminal raus muss. Jetzt durfte ich live erfahren, was ein Bus alles kann! Auch in diesem Bus funktionierte nichts am Amaturenbrett bis auf ein paar Lampen. Somit weiss ich immer noch nicht wie schnell die Dinger hier jetzt nun fahren. Also der Busfahrer kennt die Strecke und so fährt er auch. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass ein Bus solche Kurvengeschwindigkeiten erreichen kann. Auch das Überholen mit einem Bus stellte ich mir in Deutschland bisher immer schwierig vor. Hier relativiert sich das: zwei Fahrspuren in beiden Richtungen und der Bus fährt/überholt trotz doppelt durchgezogener Mittellinie GANZ RECHTS (man beachte,dass hier in Indonesien Linksverkehr gilt) und das obwohl er nicht sehen kann, ob in der Linkskurve etwas von vorn kommt. Ich nenne es Eingebung. Denn wenn was von vorn kam, hat er nicht überholt. Wenn es nur Mopeds waren die von vorn kamen, dann mussten die halt ausweichen. Das ganze dann natürlich immer schön mit Lichthupe: „vorsicht ich überhol dich jetzt“ oder „weg da, ich will vorbei“ oder „du bist nur ein Moped, hau mal ab da denn du verlierst sowieso“. Aber weiter mit meinem Morgen. 4:45 war ich am Terminal. Das war doch früher als ursprünglich geplant, aber bei der Fahrweise auch wieder verständlich.Hier konnte ich endlich jemanden auftreiben der wenigstens ein bisschen englisch sprechen konnte. Mit dem Taxifahrer (war sicher sein Privatwagen, aber egal – 40000Rp) konnte ich dann in ein Hotel fahren, wo ich mir die Informationen holen konnte, die ich brauchte. Ich wusste jetzt, dass auch Abends Flüge nach Denpasar gehen und dass in der Stadt noch nichts offen hat wo man jetzt schon was essen/trinken kann. Also fuhr mich das „Taxi“ zum Stadtzentrum. Hier spazierte ich vollbepackt 45 Minuten die „Ij Malioboro“ entlang und entschied mich, dass ich nur bei McDonalds das bekomme was ich jetzt brauche: Essen und Trinken.
Jedoch war der Spaziergang ernüchternd. Weniger von den Anstrengungen als von den Beobachtungen. Hier schlafen viele Menschen direkt auf der Strasse. Einfach eine Folie oder halt garnichts untergelegt und dort liegen sie. Für die Becak Fahrer ist ihr „Fahrrad“ der Lebensmittelpunkt. Hier schlafen sie, putzen sich die Zähne und arbeiten. Auch die kleinen Stände an denen sonst warmes Essen und Trinken verkauft wird sieht man zu dieser Uhrzeit schon (oder noch?) arbeiten. Sie verpflegen die schon wachen Becak Fahrer, die anderen Menschen die hier draußen auf den Bänken schlafen und die anderen die schon arbeiten. Vor einem Gebäude sah ich 20 Menschen an den Mopeds Zeitungen sortieren und sich ihre Gefährte damit beluden. Achso und natürlich die Mopedfahrer, Taxifahrer, Becak Fahrer die mir ihre Dienste anboten und auch Menschen die einfach im Müll wühlen.
Gegen 8 Uhr verliess ich dann das Restaurant und machte mich auf den Weg zur Touristeninformation. Diese war recht schnell gefunden und konnte mir auch sehr gut weiter helfen. Ich betone, dass hier nichts verkauft wurde. Nein, einfach nur beraten. Auch meine groooooße Tasche konnte ich hier parke. Yippieh, jetzt kann es losgehen. Mein erstes Ziel war der „Sultan Palace“. Ich konnte mir eigentlich nichts groß darunter vorstellen aber umso erstaunter war ich als ich mein Ticket (12.500Rp + 1.000Rp Fotoerlaubnis) kaufte und mir ein Führer zur Seite gestellt wurde. Er konnte sehr gut Englisch, war um etwas über 60 Jahre alt und arbeite vormittags hier aus Guide (sorry für das englisch… aber „Führer“ hört sich irgendwie blöd an :D). Er konnte mir sehr viel von Indonesien und der Geschichte erzählen. Eigentlich ist die kulturelle, intelektuelle und gefühlte Hauptstadt Yogjakarta (kurz Jogja genannt). Jakarta, die offizielle Hauptstadt, wurde nur durch ihre Größe und gewisse Konflikte des Sultans mit den „Besatzern“ und dem damaligen Staatsoberhaupt zur Hauptstadt erklärt. Ich gebe jetzt alles so wieder, wie es mir erklärt wurde. Sicher ist ein Besuch bei Wikipedia recht sinnvoll um sich selber mit der doch sehr interessanten Geschichte Indonesiens auseinander zu setzen. Besonders die letzten 14 Jahre haben hier auch große Veränderungen gebracht. Nachdem derzeit Naturkatastrophen und Spannungen zwischen den zu Indonesien gehörenden Ländern eine gewisse Unruhe im Staat ausgelöst haben, ist derzeit das Problem der verschiedenen Religionen hier (lt. Guide) das bedrohlichste von allen.
Aber um wieder zum Urlaub zu kommen… Als Europäer bin ich bisher in Asien noch nicht so aufgefallen. Aber hier scheine ich ein riesiges rosa Häschen zu sein, welches Englisch und auch Deutsch sprechen kann, auf den Hinterpfoten läuft und Sachen trägt (obwohl ich heute nach der Nacht im Bus eher ein müffelndes und erdgraues Schaf bin). Nachdem gestern in Bogor schon meine Anwesenheit auf mehreren Fotos gewünscht wurde, kam es heute „ganz dicke“. Die ersten Mädels haben sich noch selber zu fragen getraut. Mein Guide drehte den Spiess um und bot den weiblichen Studiengruppen die mich ganz schüchtern anschauten an, sich zusammen mit mir fotografieren zu lassen. Damit habe ich mindestens 15 Minuten der Tour für interkulturelle Kommunikation abgezweigt. Auch in den Langstreckenbussen war ich der einzige Nichtasiate. Genauso wie in Bogor und Bandung. In Jogja habe ich immerhin ca. 10 eindeutige Touristen gesehen.
Zurück zum Urlaub und zur Palastbesichtigung. Insgesamt waren wir 2 Stunden unterwegs. Er verabschiedete sich indem er mir empfahl, ein klassisches Live-Konzert der Palastmusiker anzuhören, welches um 11 startet. Naja, war sehr interessant aber ziemlich laut und auch recht schräg 😉 Wir tauschten viele Informationen aus. Auch konnten wir gewisse politische Ähnlichkeiten zwischen der damaligen Sowjetunion, dem MFS und der Dikatur in Indonesien erkennen. Alles sehr interessant.
Es folgte eine weitere kleine Runde entlang der „Ij Malioboro“. Diese Straße hat sich jetzt komplett verändert! Heute morgen noch ruhig und verlassen, jetzt voller Mensch, beide Straßenseiten waren durchgehend von Verkaufsständen belegt und es war nur noch sehr schwer durchzukommen. Also noch etwas gesucht wo ich etwas trinken und essen konnte und dann kam noch ein weiteres Museum dran. Hier war die Geschichte Indonesiens dargestellt. Es war sehr übersichtlich, die Midi-Instrumentals musste man versuchen zu ignorieren aber die aus indonesischer Sicht wichtigsten Momente in der Geschichte der Befreiung Indonesiens waren hier festgehalten. Auch wenn sich das vielleicht nicht so anhört, es war trotzdem interessant. Das Problem hier war einfach, dass ein Erdbeben hier von wenigen Jahren viel Schaden angerichtet hat, welcher noch nicht vollständig behoben war. Auch empfing mich am Eingang ein Guide welcher zusätzlich an der Universität im Bereich Philosophie arbeite. Nicht schlecht! Mit ihm konnte ich mich auch gut unterhalten. Er erzählte mir viel über das Museum selber und die Geschichte selber. Ein sehr interessanter und gebildeter Mensch. Leider wurde das ganze zum Schluss dann etwas getrübt, als er versuchte mich zu überzeugen, zu einer Kunsthalle zu gehen und dort Dinge anzuschauen und eventuell zu kaufen, die seine Studenten dort malen. „Immerhin sind die Objekte da nur ein Bruchteil so teuer als direkt auf dem Touristenmarkt“. Aber er war nicht lästig und so kam ich hier recht einfach herum. Vielleicht wollte er auch nur der Universität und den Studenten helfen.
Da ich ziemlich durchhänge, habe ich mich entschlossen hier nicht mehr zu übernachten sondern gegen Abend nach Denpasar zu fliegen. Hierfür brauchte ich nur meine Sachen von der Touristeninformation zu holen, mich in den Minibus direkt davor setzen und zum Flughafen zu fahren. Hier konnte ich mir unproblematisch ein Ticket kaufen. Leider musste ich noch 4 Stunden warten. Na ich konnte dann wenigstens noch versuchen etwas zu schlafen und meinen Wasserhaushalt wieder auf ein erträgliches Level anzuheben. Nach dem Einchecken ging dann auch hier in Yogyakarta ein Gewitterguss nieder. Er dauerte nicht so lange, hatte dafür allerdings andere bemerkenswerte Auswirkungen. Das Dach des Flughafens (der noch nicht sehr alt zu sein scheint) ist undicht! Die Trockenbaudecke jedenfalls liess dann direkt hinter den Sicherheitsschleusen Wasser: es lief(!) aus 4 Deckenlampen direkt in den Security Bereich. Später fand ich hier heraus, dass das Problem schon länger bekannt ist. Es wurden auch schon die Nachbesserungen beauftragt, allerdings ist das Geld „versickert“. Hier kommt wieder das Indonesische Problem zum Vorschein: Korruption. Das wurde mir von sehr vielen Einheimischen als „normal“ bestätigt – auch wenn sie das auch als sehr großes Problem sehen!
Gut, das wars dann eigentlich auch. Der Flug ging 19:55, Ankunft 22:10 und ich habe den ganzen Flug über geschlafen (das Essen habe ich nicht angefasst). In Denpasar erwartete mich bereits mein Shuttle und brachte mich zum Hotel. Dort noch schnell duschen (damit ich kein erdbraunes muffiges Schaf mehr bin) und dann ins Bett.
Gute Nacht.
Hallo Ihr Beiden,
endlich geht es mit den Informationen weiter, Martin, Du bist ja wieder Hahn im Korbe…,steht Dor aber gut!
Studiengruppe
die Damenwelt mit treuen Augenaufschlag ist sichtlich beeindruckt,
man ist stolz auf Dich
@studiengruppe oh mann martin… washast du was ich nicht habe *g*
ich denke du hast urlaub hihi